Montag, 17. Mai 2010

"Irrlehre"

Dass dieser Begriff heute noch ohne Anführungsstriche verwendet wird, hätte ich nicht gedacht. Aber genau so, als eindeutige Aussage wurde heute in einem Theologieseminar von "Irrlehre" gesprochen. So, als ob es wirklich eine "richtige" und eine "falsche" Lehre von Glauben und Leben gäbe. Als ob der christliche Glaube die einzig richtige Lehre und alles andere die "Irrlehre" sei.

Gerne hätte ich im Seminar genau das, was ich hier schreibe, gesagt. Dass Überzeugtheit und Arroganz manchmal nicht weit auseinander liegen. Dass es sehr befremdlich erscheint, wenn angehende ReligionslehrerInnen offen im Seminar sagen, dass sie es auch als Aufgabe des Religionsunterrichtes sehen, den Schülern Glauben zu vermitteln, sozusagen einen Missionsanspruch in den Unterricht tragen wollen. Dass Wut in mir hochsteigt, wenn in der Seminardiskussion unhinterfragt abfällige Begriffe wie "Bastelglaube" fallen.

Menschen, die Anregungen in anderen Religionen suchen, die von den vorgegebenen Wegen des Christentums abweichen und offen für eine persönliche Auseinandersetzung mit ihrem eigenen Glauben und Lebenssinn sind, die es sich eben nicht einfach machen und nur "Ja" sagen, sondern sich eigene Gedanken machen - eben diese Menschen werden gerade in diesem einen Seminar oft unüberlegt und abfällig mit solchen Begriffen bedacht.

Leider fehlten mir heute mittag die Worte, und so blieb ich still. Aber eines weiß ich: Zu euch, liebe Seminarteilnehmer, werde ich meine Kinder jedenfalls nicht in den Religionsunterricht schicken.

Eure blueberry

4 Kommentare:

  1. Glaube ist immer wieder ein heisses Thema, auch bei uns in den eigenen 4 Wänden. Nicht gerade Schuldlos daran sind eben solche Leute, wie Du sie so schön beschrieben hast.

    Ich bin schon froh, dass mein Mann mich wenigstens nicht daran gehindert hat, unsere Tochter nottaufen zu lassen. Unser Sohn ist bis heute nicht getauft, auch wenn ich das gern anders hätte.

    Das kommt dabei heraus, wenn manch einer so unbedingt auf Biegen und Brechen missionieren will.

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  2. Echt heftig das es solche Leute immer noch gibt.
    Ich bin ja selbst in so einem "Elternhaus" aufgewachsen...
    Aber wenn ich so an meine Schulzeit denke (kath. Mädchenschule), nein da wurde das nie vermittelt.
    Im Religionsunterricht wurde betrachtet was Glaube ist, wie Glaube entsteht, wie Religionen entstehen, da gab es nie nur die eine wahre. Für keine Lehrerin auch keine die Ordensschwester war.

    Armes Deutschland denk ich mir da nur....

    Lg

    Kathy

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  3. Leider ist es häufig so, wenn frau ganz viel zu sagen hätte, fehlen ihr die Worte. Oft hängt das auch damit zusammen, dass das Gehirn blockiert im Angesicht einer solchen Intoleranz. Ich wünsche dir, du kannst deine Gedanken trotzdem noch anbringen.
    Herzengrüße an dich von Petra

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  4. Liebe Blueberry,

    ein etwas kritischer Blick auf den Glauben und auch Interesse an den anderen Religionen wäre viel besser. Schade, das dies scheinbar in Eurem Seminar nicht so ist.

    Ich glaube aber, dass es gerade wegen Deiner Überzeugung ganz wichtig ist, dies im späteren Reli-Unterricht zu vermitteln. Verzage da bitte nicht zu sehr.

    Liebe Grüße
    Gabi

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